Kallusdistraktion in der MKG-Chirurgie

Die Kallusdistraktion, auch als Distraktionsosteogenese bekannt, ist ein chirurgisches Verfahren zur Knochenverlängerung, das besonders bei Unterkieferhypoplasie Anwendung findet. Diese Methode nutzt die natürliche Fähigkeit des Körpers zur Knochenneubildung, um eine kontrollierte Verlängerung des Unterkiefers zu erreichen.

Ablauf der Kallusdistraktion:

  1. Osteotomie: Der Unterkiefer wird chirurgisch durchtrennt.
  2. Distraktorplatzierung: Ein Titandistraktor wird enoral neben den Osteotomiestellen mit Minischrauben am Knochen befestigt.
  3. Latenzphase: 5-7 Tage Wartezeit für den Beginn der Kallusbildung.
  4. Distraktionsphase: Tägliches Auseinanderziehen der Knochenfragmente um ca. 1 mm mittels Dehnschrauben.
  5. Konsolidierungsphase: Etwa 12 Wochen zur Stabilisierung des neugebildeten Knochens.

Vorteile der Methode:

  • Gleichzeitige Dehnung der umgebenden Weichgewebe
  • Möglichkeit größerer Verlängerungen im Vergleich zu einzeitigen Verfahren
  • Geringeres Risiko für Rezidive
  • Vermeidung von Knochentransplantaten

Die Kallusdistraktion kann durch eine kieferorthopädische Behandlung ergänzt werden, um das gewünschte Ergebnis der Unterkieferlänge und -position zu optimieren. Diese Kombination ermöglicht eine präzise Anpassung der Okklusion und des Gesichtsprofils.

Die Methode findet nicht nur bei angeborenen Fehlbildungen Anwendung, sondern auch bei erworbenen Defekten nach Traumata oder Tumorresektionen. Moderne Distraktoren ermöglichen oft eine intraoral verborgene Platzierung, was die Akzeptanz bei Patienten erhöht.

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