Kiefergelenk: Anatomie, Funktion und Beschwerden

Das Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis, TMJ) ist eines der komplexesten Gelenke des menschlichen Körpers. Es verbindet den Unterkiefer (Mandibula) mit dem Schläfenbein (Os temporale) und ermöglicht eine Vielzahl von Bewegungen, darunter Dreh-, Gleit- und Mahlbewegungen. Diese Bewegungen sind essenziell für Funktionen wie Kauen, Sprechen und Schlucken.

Anatomie des Kiefergelenks:

  • Gelenkscheibe (Discus articularis): Trennt das Gelenk in zwei Kammern – eine obere (diskotemporale) und eine untere (discomandibuläre).
  • Gelenkkopf: Führt Drehbewegungen um eine horizontale Achse aus.
  • Gelenkgrube: Ermöglicht die Gleitbewegungen des Gelenkkopfs.
  • Muskeln: Kaumuskeln wie der Schläfenmuskel und der Flügelmuskel steuern die Bewegungen des Kiefergelenks.

Funktion:

Das Kiefergelenk ermöglicht durch seine besondere Struktur sowohl Dreh- als auch Gleitbewegungen. Diese Bewegungen sind notwendig für:

  • Kauen und Zerkleinern von Nahrung
  • Sprechen und Artikulation
  • Mundöffnen und -schließen
  • Mahlbewegungen zur effizienten Nahrungszerkleinerung

Häufige Beschwerden:

Probleme im Kiefergelenk können durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden:

  • Zähneknirschen (Bruxismus): Übermäßige Belastung des Gelenks führt zu Muskelverspannungen und Schmerzen.
  • Fehlbelastung: Durch schlecht sitzenden Zahnersatz, zu hohe Kronen oder Fehlstellungen der Zähne.
  • Kiefergelenkentzündung: Mechanische Überlastung, Infektionen oder Arthritis können Entzündungen verursachen.
  • Diskusverlagerung: Verschiebung der Gelenkscheibe führt zu Knacken oder Schmerzen beim Öffnen des Mundes.

Symptome:

  1. Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks, oft ausstrahlend in Kopf, Nacken oder Ohren
  2. Kiefergelenkgeräusche wie Knacken oder Reiben
  3. Eingeschränkte Mundöffnung
  4. Kopfschmerzen und Verspannungen in der Kaumuskulatur
  5. Mögliche Fehlwahrnehmung als Ohrenschmerzen aufgrund der Nähe zum Gehörgang

Diagnose und Behandlung:

Die Diagnose von Kiefergelenkbeschwerden erfordert spezielle Befundmaßnahmen wie klinische Untersuchungen, Röntgenbilder oder Magnetresonanztomographie (MRT). Die Behandlung hängt von der Ursache ab und kann umfassen:

  • Korrektur von Fehlbelastungen: Anpassung von Zahnersatz oder kieferorthopädische Maßnahmen
  • Physiotherapie: Übungen zur Entspannung der Kaumuskulatur
  • Ausschluss von Bruxismus: Verwendung von Aufbissschienen zur Entlastung des Gelenks
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente bei akuten Beschwerden

Kiefergelenkbeschwerden sind häufig multifaktoriell bedingt und erfordern eine interdisziplinäre Behandlung. Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, chronische Probleme zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

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