Lingualnerv (Nervus lingualis): Anatomie und Funktion

Der Lingualnerv (Nervus lingualis) ist ein wichtiger sensorischer Nerv, der für die Innervation der vorderen zwei Drittel der Zunge sowie des Mundbodens verantwortlich ist. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung von Berührung, Schmerz, Temperatur und Geschmack.

Anatomie und Verlauf:

  • Der Nervus lingualis ist ein sensibler Ast des Nervus mandibularis (V3), welcher wiederum ein Hauptast des Nervus trigeminus (V) ist.
  • Er entspringt aus dem Schädel durch das Foramen ovale und zieht in die Fossa infratemporalis.
  • Während seines Verlaufs nimmt er die Chorda tympani, einen Ast des Nervus facialis (VII), auf. Diese Verbindung ermöglicht die Übertragung von Geschmacksempfindungen und parasympathischen Fasern zur Speichelsekretion.
  • Der Nerv verläuft nahe der Glandula submandibularis, unterkreuzt den Ductus submandibularis und erreicht schließlich die Unterseite der Zunge.

Funktion:

  • Sensible Innervation: Versorgung der vorderen zwei Drittel der Zunge mit Berührungs-, Schmerz- und Temperaturwahrnehmung.
  • Geschmacksempfindung: Über die Chorda tympani werden Geschmackssignale aus dem vorderen Zungenbereich übertragen.
  • Speichelsekretion: Parasympathische Fasern regen die Speicheldrüsen (Glandula submandibularis und Glandula sublingualis) zur Sekretion an.

Klinische Bedeutung:

  • Der Lingualnerv kann während zahnärztlicher Eingriffe wie Weisheitszahnentfernungen oder Implantatoperationen verletzt werden.
  • Eine Verletzung kann zu Sensibilitätsstörungen, Taubheit oder Geschmacksverlust führen.
  • Um Schäden zu vermeiden, sollte ein Sicherheitsabstand von etwa 2 mm zum Nerv eingehalten werden.

Risikofaktoren bei Eingriffen:

  • Iatrogene Verletzungen durch scharfe oder stumpfe Traumata während chirurgischer Eingriffe
  • Postoperative Komplikationen wie Ödeme, Hämatome oder Infektionen

Der Lingualnerv ist essenziell für die sensorischen und sekretorischen Funktionen im Mundbereich. Eine genaue Kenntnis seines Verlaufs ist entscheidend, um Risiken bei zahnärztlichen und chirurgischen Eingriffen zu minimieren.

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